Feodor Lynen,
der Namenspatron der Schule
Feodor Lynen, der Namenspatron der Schule, wurde 1911 in München geboren und ist Zeit seines Lebens ein Kind dieser Stadt geblieben. Er wuchs in München auf, wo heute noch in der Sophie-Stehle-Straße sein Vaterhaus steht. Nach dem Studium trat er in das Laboratorium von Heinrich Wieland ein und promovierte dort mit einer Arbeit über Knollenblätterpilze. Seine dann auf dem Gebiet der Biochemie des Stoffwechsels erzielten Erfolge bewirkten 1947 die Einrichtung des ersten Lehrstuhls für Biochemie in Deutschland. Lynen blieb diesem Lehrstuhl und damit seiner Heimat München trotz vieler ehrenvoller Berufungen bis zu seiner Emeritierung 1979 treu. 1954 übernahm er außerdem die Leitung des für ihn gegründeten Max-Planck-Instituts für Zellchemie
Feodor Lynen im Foyer
Seine Leidenschaft zur Naturwissenschaft, seine Neugierde und seinen Eifer zeichnete den Münchner Wissenschaftler aus. Dies gibt er gerne an die nächsten Generationen weiter – mit seinem freundlich, schelmisch, milden Blick.
Seit 1972, als dieses Institut in Martinsried mit den Instituten für Eiweiß- und Lederforschung und für Biochemie zusammengelegt wurde, führte er das neue Institut für Biochemie als Geschäftsführender Direktor. Als Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, als Präsident der Alexander-v.-Humboldt-Stiftung und in anderen Ämtern nahm er viele wissenschaftliche Aufgaben in internationalem Rahmen wahr, bis ihn 1979 ein plötzlicher Tod aus einem Leben riss, das er noch tagtäglich mit wachem Geist und kraftvollen Händen gestaltete. Lynen blieb Zeit seines Lebens seinem Grundthema der Erforschung der Biochemie des Stoffwechsels und seiner Katalysatoren, der Enzyme, treu. Als er 1964 den Nobelpreis für Medizin erhielt, war damit nur ein geringer Teil des wissenschaftlichen Gebäudes umrissen, das er mit seinen Mitarbeitern aufgebaut hatte und dessen Hauptpfeiler in den Arbeiten über die aktivierte Essigsäure, des aktiven C02 und des aktiven Isopen zu sehen sind. So glanzvoll als Wissenschaftler, so hart und eisern bei Arbeit und Sport, so heimatverbunden und unverbildet war Feodor Lynen als Mensch. Alles, was er anderen abverlangte, galt als Minimaleinsatz auch für ihn. Aber auch alles, was es im Leben an Freude gab, teilte er bereitwillig mit Freunden und Familie. Eine seit Generationen elitäre Atmosphäre in der Familie, ein hervorragender Lehrer wie Heinrich Wieland mögen seinen wissenschaftlichen Weg gebahnt haben. Dass er sich als siebtes Kind seiner Eltern und Vater einer fünfköpfigen Familie durchsetzen musste, mag seinen Willen geformt und seinen Sinn für in Leistung begründete Autorität geschärft haben. Manches, was wir an ihm bewundern und schätzen, mag im Grunde seiner Frau Eva, die sich seine Ziele wie selbstverständlich zu eigen machte, zuzuschreiben sein. Aber alles dies darf entgegen dem Zug der Zeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nicht eine zum Positiven ausschlagende Ungleichheit der Chancen war, die aus einem „irgendwer und Einheitsmenschen“ Feodor Lynen werden ließ. Jeder von uns ist ein einmaliger Mensch, so auch Feodor Lynen. Das Einmalige in sich erkannt und für sich und die Gemeinschaft verwirklicht zu haben, macht mehr noch als die Leistung seine Größe und Würde aus. Möge es allen Schülern des Gymnasiums gelingen, ihm hierin zu folgen – sei es im Großen oder Kleinen – und möge es der Schule vergönnt sein, geeignete Wege zu bahnen.
P. H. Hofschneider
Prof. Dr. Dr. Peter Hans Hofschneider ist Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried